19.11.2014

Wasser ist Leben

Eine Wanderung zu den Orten der Wasserversorgung der ehemals selbständigen Gemeinde Oberwürzbach.

 

Der Natur - und Landschaftsführer Alois Ohsiek bietet interessierten Bürgern und Besuchern im Rahmen seiner Tätigkeit eine Rundwanderung zu Bauwerken der ehemaligen Wasserversorgung an.
Die Führung beschränkt sich auf 7 Bauwerke, welche der örtlichen Wasserversorgung dienten. Dazu gehören noch 2 Waschbrunnen, die gut erhalten sind und für die Menschen noch vor 50 Jahren außerordentlich wichtig waren.

Zuvor erfolgt ein kleiner Ausflug in die Geologie von Oberwürzbach. Das obere Würzbachtal zeichnet sich, bedingt durch die umliegenden Buntsandsteinberge, welche als Wasserspeicher dienen, durch Wasserreichtum aus. So gibt es um Oberwürzbach insgesamt 31 Brunnen.Geologisch gesehen gehören die Buntsandsteinschichten zu den Karlstalschichten. Diese Schichten werden unterteilt in die obere Karlstalschicht, Karlstal- Felszone und untere Karlstalschicht. Im Ortskern von Oberwürzbach streichen die unteren Karlstalschichten zu Tage aus. An den Hängen haben wir Schichten von Sanden und Tonen in Wechselfolge. Darüber liegt die mächtige Karlstal- Felszone.
Die ausgewitterten Felsbänke kann man am „Eichert’s Fels, im Schindtal, sowie an der Lourdes- Grotte im Langental sehen. Diese Buntsandsteinschichten stellen einen hervorragenden Wasserspeicher und auch Wasserfilter dar.


Die Wasserversorgung der Oberwürzbacher Bürger wurde bis zum Jahr 1930 durch verschiedene „Ziehbrunnen“, den Dorfbrunnen am Eingang zum Streckental, den Schindtaler Brunnen und den „Metzelchens- Brunnen“ sowie das Waschhaus „Am Felsenbrunnen“ gewährleistet. Ab dem Jahr 1930 gab es dann eine Wasserleitung, die die Oberwürzbacher Haushalte mit Wasser versorgte. In der damaligen Zeit hat man der Versorgung mit elektrischer Energie den Vorzug gegeben. Ab 1922 hatte man elektrischen Strom im Dorf.
In Reichenbrunn, das damals noch zu Ensheim gehörte, wurde im Jahr 1932 die Wasserleitung gebaut. Hierzu wurden  Quellen des Würzbachs in der „Dreiangel“ gefasst und das Wasser dem Hochbehälter „Auf der Fels“ zugeführt. Dieser ist mittlerweile abgerissen. An dieser Stelle steht heute das Bienenhaus des Oberwürzbacher Imkervereins.  Die Rittersmühle gehörte bis 1937 zur Gemeinde Ommersheim. Erst 1950 wurde der Ortsteil an die zentrale Wasserversorgung von Oberwürzbach angeschlossen. Bis da hin hatte man sein Wasser am Brunnen geholt.

Die Wasserversorgung wurde durch die Anlage von verschiedenen Brunnenstuben, welche mehrere Quellen besaßen, gewährleistet. Die Brunnenstuben befanden sich in der „Dreiangel“ (Reichenbrunn), am Südhang des Betzentaler Berges, am Südhang des Fahrenbergs, und am Südhang des Weidenbergs. Durch den steigenden Wasserverbrauch reichten diese Quellen nichtmehr aus. So brachte man im Laichweiher Tal eine Tiefbohrung nieder. Dieses Wasser war stark kohlensäurehaltig und musste aufbereitet werden. Diese Kosten waren zu hoch. Deshalb schloss man sich 1969 der „Bliestalwasserversorgung“ der Stadtwerke Saarbrücken an. Hierüber waren die Oberwürzbacher nicht erfreut, da dieses Wasser sehr kalkhaltig und hart war. Es gab nach der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahr 1974 für Oberwürzbach die Hoffnung, aus der Bliestal- Wasserversorgung auszusteigen und das wesentlich weichere Buntsandsteinwasser von St. Ingbert zu bekommen. Dieser Wunsch blieb bis zum Jahr 2009 unerfüllt. Die Stadtwerke St. Ingbert verlegten eine Leitung über den Schafskopf nach Reichenbrunn, Oberwürzbach und Ritterstühle. Seitdem haben wir uns hier von dem ungeliebten Kalkwasser verabschiedet. Die Tiefbohrung im Laichweiher Tal wird nach wie vor gewartet und als Notbrunnen vorgehalten.

In seiner Wanderung führt uns Herr Ohsiek an markanten Orten der ehemaligen Wasserversorgung vorbei. Erste Station ist die Brunnenstube am Südhang des Betzentaler Berges, in der „Dreiangel“ bei Reichenbrunn. Die Brunnenstube wurde 1931 erbaut und diente der Wasserversorgung der Reichenbrunner. Die Brunnenstube ist in eine mächtige Felsbank aus Buntsandstein hineingetrieben, hier werden in 2 ausgemauerten Gängen insgesamt 10 Quellen gefasst. Das Wasser wird in Rinnen gefasst und zwei  Becken mit mit Filtergestein zugeführt. Pro Tag hat man so ca. 24 cbm Trinkwasser gewonnen, welches dem Hochbehälter „Auf der Fels“ zugeführt wurde. Von hier aus gelangte das Wasser mit ca. 2 atü ins Tal. Der Hochbehälter wurde mittlerweile abgerissen. Die Brunnenstube speist heute den Dorfbrunnen in der Ortsmitte von Reichenbrunn.

 

Brunnenstube "Dreiangel"

Brunnen in Reichenbrunn

Vom Dorfbrunnen in Reichenbrunn geht es zum Rotsolligbrunnen nach Oberwürzbach. Der Brunnen wurde 1983 von Mitgliedern des CDU- Ortsverbands Oberwürzbach erbaut.

Rotsolligbrunnen

Das Wasser stammt aus der Brunnenstube des am Südhang des Weidenbergs, welche 1969 stillgelegt und im Jahr 1926 erbaut wurde. Die Außenfassade wurde erneuert. Im Innern wird das Wasser in Rinnen gesammelt und 3 Becken zugeführt. In einem Becken befindet sich noch Kalksplit zur Reinigung des Wassers.

 

Brunnenstube Rotsolligbrunnen

Weiter geht es zu „Metzelches Brunnen“ in der Friedhofsfraße von Oberwürzbach. Dieser Brunnen stand der Bevölkerung als Trinkwasser- und Waschbrunnen zur Verfügung. Die speisende Quelle befindet sich im gegenüberliegenden Keller des Hauses der Familie Oster und ist heute noch sichtbar. Die beiden Waschtröge sind noch erhalten und wurden auf Antrag des Kneippvereins zur Wassertretanlage umfunktioniert.

"Metzelches - Brunnen"

Weiter geht es über den Friedhof zur Brunnenstube  „Im Etzelchen“ Diese Brunnenstube speist einen neu eingerichteten Laufbrunnen auf dem Friedhof.

Brunnen Friedhof

Erbaut wurde die Brunnenstube 1928. Die Fassade  wurde 1992 durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme renoviert. Die eigentliche Brunnenstube ragt in den Farrenberg- Felsen  (Buntsandstein) hinein und fast mehrere Quellen.

Zum Abschluss der Wanderung geht es zum Waschhaus am Eingang zum Laichweiher Tal. Das Waschhaus wurde 1927 erbaut. Hier befand sich auch schon vor der Erbauung des Waschhauses ein Brunnen. Das Waschhaus stellt ein sehenswertes Relikt aus der Dorfgeschichte von Oberwürzbach dar und ist eine der bekanntesten Anlagen dieser Art  innerhalb der Mittelstadt und darüber hinaus.
Auch heute noch ist das vom Buntsandstein gefilterte Wasser mit einer Härte von 3-4° sehr begehrt. Viele Oberwürzbacher nutzen es noch vielfältig als Trink- und Kaffeewasser, sowie zum Blumen gießen. Auch Aquarienbesitzer nutzen das

Wasser.

 

Waschhaus "Felsenbrunnen"

(Quelle: A.Ohsiek, Bericht: W. Götz)

 

zurück zur Startseite