09.08.2013
Oberwürzbach – ein Arbeiter und Bauerndorf mit 830- jähriger Geschichte
Führung mit Alois Ohsiek
Viele denken, was gibt es schon in Oberwürzbach mit seinen Ortsteilen Reichenbrunn und Rittersmühle zu sehen. Aber man darf überrascht sein. Oft fehlt dem Einheimischen der Blick für das immer schon Dagewesene.
Die Führung beginnt in der Ortsmitte von Reichenbrunn.
Reichenbrunn wird um das Jahr 1200 erstmals als „Richenbure“, im Jahr 1223 als „Rechemburnen“, 1434 als „Richenborne“, 1564 als „Reichenbach“ und schließlich 1608 erstmals als Reichenbrunn erwähnt.
Erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1223 zurück. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass Balduin von Bitsch die Gebiete von Reichenbrunn dem Kloster Wadgassen unter der Oberhoheit von Nassau- Saarbrücken, verkauft hat.
Reichenbrunn gehörte somit ca. 600 Jahre bis ins Jahr 1796 (nach der französischen Revolution) zum Kloster Wadgassen.
Nach dem 30- jährigen Krieg (1618-1648) wurde Reichenbrunn um 1690 wiederbesiedelt. Nach der napoleonischen Zeit wurde die Region bayrisch und Reichenbrunn gehörte bis zum 01.07.1936 zu Ensheim. Erst seit diesem Datum gehört Reichenbrunn zur Gemeinde Oberwürzbach.
Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Oberwürzbach mit ihren 3 Ortsteilen Stadtteil der Mittelstadt St. Ingbert.
Reichenbrunn zählt heute 275 Einwohner (um 1700: 15 Einwohner, 1803: 49 Einwohner)
Zu den ältesten Gebäuden im Ort zählen das „Hirtenhaus“, 1803 erwähnt, sowie das „Försterhaus“ mit seiner noch erhaltenen barocken Türeinfassung aus dem Jahre 1793.
In der Ortsmitte, von den Reichenbrunnern „Rondell“ genannt, befindet sich das neue Kriegerdenkmal, welches im Jahr 1962 eingeweiht wurde.
(bitte auf die Bilder klicken!)
Ein paar Meter weiter kommen wir zur St. Chrodegang- Kirche, welche am 18.12.1966 nach nur 3 Monaten Bauzeit eingeweiht wurde. Namenspatron ist der Hl. St. Chrodegang, Bischoff von Metz (+766).
Am Kircheneingang hat man vor ein paar Jahren das alte Kriegerdenkmal aus dem Jahre 1921 wieder aufgestellt. Dieses Kriegerdenkmal wurde im 2. Weltkrieg beschädigt.
Wir verlassen jetzt Reichenbrunn und kommen nach Oberwürzbach.
Bei den ersten Häusern, am „Eselspädche“ verläuft die historische Banngrenze zwischen Nassau Saarbrücken und der Herrschaft von der Leyen. Viele historische Grenzsteine sind heute noch erhalten und können bei einer Wanderung des Heimatvereins erkundet werden.
Vorbei am „Saulager“, wo früher wohl wegen eines Eichen und Buchenwaldes die Schweine gehütet wurden, kommen wir zum Rothsolligbrunnen, der im Jahr 1983 vom CDU- Ortsverband errichtet wurde.
Vorbei am Haus „Linsemarie“, einem Arbeiter und Bauernhaus in orginalem, aber sanierungsbedürftigen Zustand, geht es zum alten Dorfkreuz, welches früher an der Giebelwand der Bäckerei Scherer gestanden hat und hier im Jahr 1972 seinen neuen Platz gefunden hat.
Hinter dem Dorfkreuz ist ein mächtiger Buntsandsteinfelsen zu sehen, der typisch für unsere Region ist. Dieser Felsen gehört zu den bis zu 30m mächtigen Formationen der Karlstalfelszone, zu der auch der Stiefel, die Eichertsfels- Höhle, die Schindtalfelsen und die Lourdesgrotte zählen.
Weiter geht es ins Oberwürzbacher Langental, vorbei am Kreuzweg aus dem Jahr 1988 zur „Lourdesgrotte" über einen schönen Wanderweg vorbei an der Frohsinn- Hütte , einer alten, zwischenzeitlich restaurierten Brunnenstube über den Friedhof, der sich hier seit 1872 befindet, zum alten Waschbrunnen in der Friedhofstraße, welche heute zur Kneipanlage umfunktioniert wurde.
Aus der Friedhofstraße kommend sieht man am Eingang zum Schindtal eine wunderschöne Linde, die den Status eines Naturdenkmals hat. Hier ist auch das erste Schulhaus von Oberwürzbach zu sehen. Hier war Corporal Nikolaus Servier als Lehrer und im Nebenberuf als Schuster tätig. Später diente das Gebäude der Feuerwehr als „Spritzehaus“. Heute befindet sich das Feuerwehrgerätehaus im Steckental.
Im weiteren Verlauf unseres Spaziergangs kommen wir an einem gut erhaltenem Baurenhaus, einem „südwestdeutschen Einhaus“ , vorbei. Einhaus bedeutet, dass die Wirtschafts – und Wohnräume unter einem Dach waren. Erwähnenswert ist auch der alte Türsturz.
Vorbei an einem weiteren der vielen Brunnen von Oberwürzbach, dem Steckentalbrunnen, kommen wir am Anwesen Lauer zum ältesten Dorfkreuz von Oberwürzbach aus dem Jahr 1793.
Im Bereich der Kirche steht auch das Bauernhaus „Kunkel“, welche auf das Jahr 1746 zurückgeht und auch ein südwestdeutsches Einhaus war.
Hier in der Ortsmitte angelangt, ist gute Gelegenheit, die Geschichte von Oberwürzbach zu erörten:
- 1181 erste urkundliche Erwähnung („Wercebach“)
- 1637 Verwüstung 30-jhrg. Krieg
- 1659 Kurfürstentum Trier
- 1660 Amt Blieskastel v.d.Leyen
- 1750 zur Meierei Ommersheim
- 1793 franz. Truppen besetzen Amt Blieskastel
- 1816 Oberwürzbach wird bayrisch
- 1852 Oberwürzbach kommt zur Gemeinde Ommersheim
- 1922 elektrisches Licht
- 1925 selbständige Gemeinde
- 1930 Wasserleitung
- 1935 96,6% für Deutschland
- 1936/37 Eingemeindung Reichenbrunn/ Rittersmühle
- 1974 Gebiets- und Verwaltungsreform, seitdem Stadtteil von St. Ingbert
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Oberwürzbach hat z.Zt. etwa 2300 Einwohner
Der Ortsgemeinde Oberwürzbach wurde im Jahr 1974 diese Wappen verliehen:
Das Wappen ist 3- geteilt und symbolisiert die 3 Ortsteile.
Die Kirche Herz Jesu wurde 1922/23 mit 240 Sitzplätzen erbaut. 1930 wird Oberwürzbach eigene Pfarrei. 1942 werden 3 Glocken für Kriegszwecke abgeholt.
Im Jahr 1951wir die Kirche auf 600 Sitzplätze erweitert. 1954 erhält die Kirche 4 neue Glocken.
Das ehemalige Schwesternhaus wurde 1838 zunächst als Schulhaus erbaut. Lehrer Winter war hier der erste Schulmeister. Wegen der rasch wachsenden Bevölkerung erfolgte im Jahr 1911 der Neubau der Schule, welche im Jahr 1949-1950erweitert wurde.
Gegenüber der Kirche befindet sich das ehemalige Bürgermeisteramt. Ab 1925 war Oberwürzbach selbständige Bürgermeisterei. Heute befindet sich hier die Ortsverwaltungsstelle und das Heimatmuseum.
Hier im Ortskern befindet sich auch das Bauernhaus Sauer/Hambach mit seinem erhaltenen Fenstersturz mit der Jahreszahl1789 sowie gegenüber das Bauernhaus Blaumeiser aus dem Jahr 1789.
Jetzt kommen wir in den „Großgarten“ wo sich seit 1976 die Oberwürzbachhalle und der Kindergarten befindet.
Beim weiteren Spaziergang kommen wir zum „Esel“ auch bei vielen Oberwürzbachern als die „Pumpe“ bekannt. Hier befindet sich ein vom Handwerkerverein gestifteter Brunnen.
Vorbei an den Bürgerhäusern Ernst/Peter, dem Bauernhaus Scheitinger und dem ehemaligen Gasthaus Usner kommen wir zum „Felsenbrunnen“, dem historischen Waschhaus von Oberwürzbach.
Nun kommen wir zur Endstation unserer Wanderung, zur Rittersmühle. Der Ortsteil hat z.Zt. 74 Einwohner.
Die Mühle geht bis auf das Jahr 1544 zurück und wurde bis 1904 betrieben. Heute wird das denkmalgeschützte Gebäude vom Steinbildhauer Scheuer bewohnt und als Betrieb genutzt.
Erwähnenswert sind hier das ehemalige Hirtenhaus, welches an der Wegegabelund des alten Weges nach Ommersheim stand, sowie das Bauernhaus Gottfried Nieder.
Versteckt im Wald liegt das Gut Ettental, welches zur Gemarkung Hassel gehört.
Streckenverlauf
Bericht:W.Götz; Quelle: A.Ohsiek