Katholische Gemeinde Herz Jesu Oberwürzbach
Geschichte der Pfarrkirche
Wie eine Schule bis in unsere Tage hinein zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines Dorfes gehörte, so prägt und vielleicht gerade heute wieder ganz besonders, die Kirche das Gesicht einer Gemeinde. Oberwürzbach, zwischen herrlichen Wäldern im Würzbachtal liegend, besitzt seit 1923 ein Gotteshaus. Schon vor dem ersten Weltkrieg beabsichtigten die Katholiken, ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Verschiedene Pläne lagen bereits dazu vor. Die nach dem Krieg einsetzende Inflation drohte die gesammelten Gelder ganz zu vernichten. Doch dem damaligen Pfarrherrn war es zu verdanken, dass vor der gänzlichen Entwertung mit den vorhandenen Mitteln eine Kirche gebaut werden konnte.
Am 11. Juni 1922, es war der Dreifaltigkeitssonntag, wurde die Grundsteinlegung in feierlicher Weise vollzogen. Ein Sohn der Gemeinde, Pfarrer Hermann Nohr, hielt die Festpredigt. Tags zuvor hatte
man den Grundstein in einem festlich geschmückten Wagen vom Steinbruch am Fuhrweg, wo er neben den anderen Steinen für den Kirchenbau gebrochen wurde, zu Tal gebracht.
Die beiden ältesten Bürger des Ortes, Peter Johann Becker „Gimpel" und „Peitches Bäwel", Frau Cottilon geb. Omlor, durften als Ehrengäste mit auf dem Wagen sitzend den Grundstein zur Kirche
geleiten.
Als der damalige Bischof Dr. Ludwig Sebastian am 22. Juli 1923 von Ommersheim kommend in Oberwürzbach eintraf, um die neue Herz-Jesu-Kirche zu konsekrieren, hatte der alte Kirchenpfad (schon auf
einer alten Bannkarte von 1578 ist er eingezeichnet), auf dem seit alters her die Gläubigen nach Ommersheim in die Kirche gingen, seine Bedeutung verloren.
Doch lassen wir über diesen Feiertag, der ein ganzes Dorf bewegte, den Chronisten selbst zu Worte kommen.
In der Westpfälzischen Zeitung vom 24. Juli 1923 wird über den Kirchweihtag folgendes berichtet:
„Ein schöner und denkwürdiger Tag für die hiesige Gemeinde war der gestrige Sonntag. Was seit vielen Jahren ersehnt und unmittelbar vor Kriegsbeginn fast Wirklichkeit wurde, nämlich der Bau eines
Gotteshauses, ist nun vollendet und wurde von unserem Hochwürdigsten Herrn Bischof feierlich eingeweiht. Die Oberwürzbacher taten denn auch alles, was in ihren Kräften stand, um diesen Tag recht
festlich und würdig zu begehen. Böllerschüsse bei Tagesanbruch kündeten der Gemeinde den Festtag an. In ein wahres Festgewand war die ganze Ortschaft gekleidet. Noch selten sah man ein Dorf so reich
und schön geschmückt wie Oberwürzbach es gestern gewesen war. Herrlich gestaltete sich der Empfang des Hochwürdigsten Herrn Bi¬schofs, der kurz nach 7 Uhr von Ommersheim her eintraf. In einer
feindurchdachten Ansprache begrüßte ihn Herr Adjunkt Becker am Dorfeingang; Seine Bischöflichen Gnaden dankten ihm und der Gemeinde für den schönen Empfang. In Prozession ging es nun zur neuen
Kirche, wo im Beisein von 14 Geistlichen die Weihe ihren Anfang nahm. In andächtiger Stimmung harrten vor der Kirche die Gläubigen, die aus der ganzen Umgebung sehr zahlreich erschie¬nen waren des
Augenblickes, wo sie in das Gotteshaus einziehen durften. Gegen ½ 11 Uhr war die Weihe vollendet. Trotz der großen, stundenlangen Anstrengung ließ es sich der Hochwürdigste Herr Bischof nicht nehmen,
noch eine Predigt zu halten, worin er den Oberwürzba¬chern in herzlichen Worten dankte für ihren staunenswerten Opfersinn, und der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass dieser gute, religiöse Sinn auch
fernerhin in der Gemeinde anhalten möge. Die sich anschließende Pontifikalmesse wurde verschönert durch eine vierstimmige Messe, gesungen vom Cäcilienverein Ommersheim. Nach derselben wurden noch 38
Kinder hiesiger Gemeinde gefirmt. Wie der Empfang, so gestaltete sich auch der Abschied des Hochwürdigen Herrn Bischofs zu einer erhebenden Kundgebung treuer Anhänglichkeit der Oberwürzbacher zu
ihrem Kirchenfürsten. Jedermann wird wohl die Freude der Oberwürzbacher über ihre Kirche verstehen, die seither den äußerst beschwerlichen Weg zur Pfarrkirche zurücklegen mussten. Eine wahre
Jubelstimmung durchklang den ganzen Festtag. In verschiedenen Lokalen erfreuten die Mitglieder des Gesangvereins Hochscheidt-Reichenbrunn das Publikum durch schön vorgetragene Gesangsstücke. Alles in
allem, was Oberwürzbach bisher für die neue Kirche getan hat sowie was für die Kircheneinweihung selbst und zur Verherrlichung dieses Tages aufgeboten wurde, verdient nur Lob und Anerkennung und mit
berechtigtem Stolze und Freude werden die Oberwürzbacher stets auf diesen Tag zurückschauen".
Im Januar 1930 wurde in Oberwürzbach bekannt, dass die kath. Kultusgemeinde Sulzbach 3 Glocken verkaufe, da sie sich für ihre neue Kirche ein größeres Geläute angeschafft hatte.
Nach wochenlangen Diskussionen für oder gegen die „gebrauchten Glocken aus Sulzbach" kam der Kauf zustande.
Am 19. März hatten die Gläubigen Gelegenheit, die Glocken vor der Kommunionbank, dort hatte man sie aufgestellt, zu besichtigen. Aufgehängt am 4. und 5. April läuteten sie zum ersten Mal am Vorabend
des Passionssonntags zwischen 11 und 1 Uhr des Nachts den Sonntag ein.
Leider war dem Geläut nur noch eine relativ kurze Lebensdauer beschieden. Am 31. Januar 1942 holte man die beiden größten Glocken mit einem Gewicht von je 380 und 600 kg vom Turm, um sie wie viele
andere Glocken unserer Heimat der Kriegsindustrie zuzuführen.
Infolge ihrer landschaftlich so schönen und auch günstigen Lage zur Stadt St. Ingbert vergrößerte sich die Gemeinde zusehends, dass die Notwendigkeit einer Kirchenerweiterung immer dringender
wurde.
Das Gotteshaus hatte ja nur 240 Sitzplätze und auch die Kriegsschäden mussten noch beseitigt werden. Als die Finanzierung gesichert war, konnte die Pfarrei an den notwendigen Umbau herangehen.
Die Pläne für diesen Erweiterungsbau kamen aus dem Bischöflichen Bauamt von Diözesanbaurat Wilhelm Schulte. Die Bauleitung hatte Architekt Kreischer übernommen. Die Bauarbeiten wurden von der Firma Wittemann aus St. Ingbert ausgeführt.
So wurde die Längsseite der alten Kirche zur Schmalseite des neuen Gotteshauses, das, als es fertig war, die beachtlichen Ausmaße von circa 42 x 20 Metern erreichte. Der alte Chorraum wurde zu einer Kriegergedächtniskapelle hergerichtet, in deren Mittelpunkt raumbeherrschend eine Pieta die Blicke der Besucher auf sich zieht.
Unter Ausnutzung des ansteigenden Geländes konnte im Untergeschoß ein Pfarrsaal eingeplant werden. Neben den bauausführenden Firmen waren viele freiwillige Helfer tätig, um die Kirche für den Tag der
Einweihung am 14. Oktober 1951 durch Bischof Dr. Josef Wendel würdig herzurichten.
Quelle: Buch 800 Jahre Oberwürzbach