Katholische Gemeinde Herz Jesu Oberwürzbach

Die Lourdesgrotte

Pfarrer Heinrich Müller aus Blickweiler, der am 20. Juli 1930 zum ersten Pfarrer der neuen Pfarrgemeinde ernannt worden war, gründete in Oberwürzbach im Jahre 1933 den Lourdes-Pilgerverein. Gleichzeitig gründete der Geistliche eine Jugendgesellschaft, die Sturmschar genannt wurde. Nun suchte man in der Gemeinde einen geeigneten Platz, an dem eine Lourdesgrotte errichtet werden konnte. Nach einiger Zeit des Suchens bot sich im Langental eine Felsenformation an, die abseits des Straßenverkehrs in ruhiger Lage zum Beten und Innehalten wie geschaffen war.


Alsbald wurde mit den Arbeiten begonnen. Meist waren es Männer die Interesse zeigten an diesem Vorhaben. Auch die neugegründete Sturmschar, unverheiratete junge Burschen waren hier zusammengeschlossen, begeisterte sich für diese Sache. Es war 1933 zu einer Zeit, in der die Nazis an die Macht kamen. Trotz vieler Verbote konnte im Saarland die Religion noch einigermaßen gut gelebt werden. Gerade in dieser Zeit rauften sich junge und ältere Männer zusammen und begannen im Langental, im oberen Drittel des Berges der Felsenformation, einen Graben auszuschachten. Auf der Gemarkung hinterer Farrenberg befand sich eine Quelle. Hier wurde ein kleines Becken von ca. 60 mal 60 Zentimeter einbetoniert. Darin sammelte sich nun das Wasser. Von der Quelle aus wurde ein weiterer Graben ausgeschachtet, der eine Länge von ca. 200 Metern aufwies. In mühevoller Arbeit wurde eine ¾ Zoll Wasserleitung nach vorn zum Felsen verlegt. Unter den Arbeitern befanden sich auch einige Bergleute, die sich mit dem Bohren von Löchern auskannten.
Diese Männer trieben mit einer dicken Eisenstange, auf der sich ein Bohrkopf befand, ein Loch von Hand durch den Felsen. Das benötigte Material wie Rohre und dergleichen wurde durch freiwillige Spenden beschafft. Die gelernten Steinhauer Albert Schnabel und Johann Sommer hatten mittlerweile eine Nische von zwei Metern Höhe in den oberen Felsen gehauen. Hierin wurde im Frühjahr 1934 eine Statue der heiligen Mutter Gottes aufgestellt. Diese Statue wurde vom Lourdes-Pilgerverein, der erstmals in den Wallfahrtsort gepilgert war, von dort mitgebracht. Burga Bruch stiftete die Statue aus dem Erlös von Ziegenverkäufen.

Zwei Kerzenständer befestigte Gottfried Grund an der Felsenwand. Auf einem kleinen Felsvorsprung links neben der Madonna befand sich der ideale Platz, um eine Statue der heiligen Bernadette aufzustellen. Am Ausgang eines Bohrloches wurde ein Stahlrohr eingelassen. Ein kleines Becken wurde angelegt und nahm das Wasser auf. Von diesem Becken aus wurde eine Leitung den Hang hinunter verlegt zu einem Springbrunnen. Im Mai 1934 weihte Pfarrer Heinrich Müller unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Lourdesgrotte und die Quelle ein.
Zu einer Zeit, in der das religiöse Leben immer schlechter gelebt werden konnte, nahm die Verehrung der Mutter Gottes im Langental zu. Auf dem Vorplatz wurden Bänke aus Eichenholz aufgestellt, um den Gläubigen eine Sitzgelegenheit zu geben. Nachdem die politische Zeit immer kritischer wurde, nahmen die Oberwürzbacher immer mehr regen Anteil am Geschehen an der Lourdesgrotte. Auch Gläubige aus den umliegenden Orten suchten Trost und Hilfe bei der Mutter Gottes. Auf einem von Schreiner Johann Fickinger gestifteten Betstuhl betete Pfarrer Müller mit der Gemeinde den Rosenkranz. Nach und nach wurden die ersten Täfelchen „Maria hat geholfen" an dem Fels befestigt, das erste bereits im Jahre 1935.
Trotz der Evakuierung des Dorfes im ersten Kriegsjahr wurde auch in der Fremde „unsere" Mutter Gottes nicht vergessen. Wieder zurück in der Heimat kam in den Ort ein französischer Kriegsgefangener. Henry war sehr beliebt und besuchte die heilige Messe in der Kirche. Dies wurde ihm verboten. So begab sich der Gefangene jeden Sonntagmorgen zur Lourdesgrotte, verrichtete dort seine Andacht und kehrte wieder zurück. Kurz nach Kriegsende im Herbst 1945 ereignete sich eine Schreckenstat an der Gebetsstätte. Die Statue der Mutter Gottes ward von dem Felsen geworfen und ganz zerbrochen. Den Kopf hatte man auf einen Pfahl gesteckt. Ein älterer Bürger, Johann Abel, hat die Schandtat als erster entdeckt und informierte die Einwohner, die alle sehr entsetzt waren darüber. Innerhalb kurzer Zeit wurde wieder eine Madonna beschafft.

 

1957 verstarb Pfarrer Müller und sein Nachfolger Pfarrer Oberhauser war auch lange Jahre am Geschehen im Bereich der Lourdesgrotte beteiligt. In den 70-ger Jahren ließ er einen Ausbruch in den Felsen sprengen durch Hans Wirtz, der Sprengmeister im Bergwerk war. In einem Steinbruch wurden zwei dicke Steinplatten gehauen, eine für den Altar, eine weitere zum festen Stand des Geistlichen. So konnte auch zu besonderen Anlässen die heilige Messe am Gebetsort gefeiert werden.

Gegen Ende der 70er Jahre richteten die Oberwürzbacher Handwerker den Brunnen unterhalb der Lourdesgrotte neu her. Er wurde mit Kalksteinen neu ausgebaut und verfugt. Der Brunnen wurde später nach dem verstorbenen Pfarrer Martin Sprengard benannt. Immer wieder fanden sich Menschen, die den Platz um die Grotte in Ordnung hielten. So kümmerte sich lange Jahre, bis Anfang 1982, Andreas Uhl darum. Seine Arbeit führte dann Josef Weidmann weiter. Dieser begann 1983 mit dem Bau eines Weges vom Langental bis zur Felsenformation hoch. Am Bau dieses mit Holzpfählen abgesetzten Weges beteiligten sich auch Erwin Gabriel und Ludwig Blaumeiser 1986 legte Alois Noll die alte 3/4 Zoll Wasserleitung mit seinen Arbeitern still. Der 200 Meter lange Graben wurde neu ausgeschachtet und eine neue 1 ½ Zoll Leitung aus PVC verlegt. Zeitgleich beschaffte Noll das Holz für fünfzehn neue Sitzbänke, ließ sie anfertigen und von seinen Arbeitern aufstellen. Noll beschaffte auch das Holz für ein Geländer. Das Rohmaterial bearbeitete Günter Weiser, fertigte das Geländer an und befestigte es hinter den Sitzbänken.
Weitere Verschönerungen im Bereich der Lourdesgrotte wurden gestaltet durch Hans Grund, der in den 80er Jahren zwei Kerzenständer an der Felsenwand anbrachte sowie einen großen Ständer, der im Boden einbetoniert wurde zur Aufnahme von Kerzen der Gläubigen. Ebenfalls in den 80er Jahren stiftete der aus St. Ingbert stammende und in Oberwürzbach wohnhafte Albert Georg ein von Hand gehämmertes Kreuz, das auch an der Felsenwand angebracht wurde. 1995 ließ Clementine Gress ein Kreuz auf dem Altartisch anbringen im Gedenken an ihren verstorbenen Sohn Rudi. Leider waren in den Abendstunden des 24. Juni 1996 an der Grotte wieder Vandalen am Werk. Blumen wurden aus den Töpfen gerissen, Blumentöpfe und Kerzen zerschlagen. Es bot sich ein Bild der Verwüstung.


Der Oberwürzbacher Heiner Uhl übernahm am 1. Juni 2000 die Pflege der Anlage. Als er aus gesundheitlichen Gründen die Betreuung abgab übernahmen die Eheleute Bärbel und Alfons Bubel aus Oberwürzbach die Pflege der Anlage. Denn noch immer kommen auswärtige Besucher, nicht selten Vereine, die zu einer Gebetsstunde an der Lourdesgrotte verweilen.