Katholische Gemeinde Herz Jesu Oberwürzbach

Schwesternhaus

Albert Ruppersberg schreibt, dass es im Saardepartement 1810 allein 611 Primärschulen (Volksschulen) gab. Eine davon war die von Oberwürzbach, deren eigentliche Schulgeschichte erst so recht mit dem Lehrer Nikolaus Serrier begann, der 1772 in Saarlouis geboren wurde.


Das Hirtenhaus (heute Hauptstraße 139) war seine „Schulstube", in der auch noch seine Schusterwerkstatt untergebracht war.


Im Jahre 1838 begann man mit dem Bau des neuen Schulhauses, das in die Mitte des Dorfes zu stehen kam (es ist das heutige Jugendheim, Hauptstraße 96). Jakob Hellenthal erhielt für die „Grund-, Maurer- und Steinhauerarbeit mit dem Steintransport" 1119 Gulden und 16 Kreuzer. Der Gesamtkostenpreis der neuen Schule war auf 2611 Gulden und 51 Kreuzer veranschlagt. Pfarrer Stemmler gibt in unserer Pfarrchronik eine Beschreibung, die er dem Ommersheimer Gedenkbuch entnommen hat: „Schullokal und Lehrerwohnung sind in einem Gebäude vereinigt. Die letztere besteht aus drei entsprechend geräumigen Zimmern nebst Zubehör. Scheune und Stallungen fehlen. Die Baupflicht hat die Gemeinde. Das Schulhaus ist einstöckig, mitten im Ort gelegen und hat ein Türmchen mit einem Glöckchen, um damit das Zeichen zum Beginn der Schule, zum Beten des Engel des Herrn und zum Abgang in die Kirche von Ommersheim geben zu können. Der Schulsaal ist geräumig und hell, mit 6 Fensterstöcken und Läden. Am Schulhaus findet sich ein Gemüsegarten von 5 De. Anno 1839 wurde auf Gemeindekosten zu Oberwürzbach eine Kammer für die Magd des Lehrers errichtet, ein Ofenschirm gekauft und Ventile in die Fenster gemacht........" Seitdem hat sch am „alten Schulhaus" baulich nicht viel verändert, auch in den 48 Jahren nicht, in denen es „Schwesternhaus" war.


Im Jahre 1908 beschließt der Gemeinderat, ein neues Schulhaus mit 4 Lehrsälen zu erbauen. Weiter beschloss er, die Ländereien des Nikolaus Kunkel und die der Witwe Krill nach ihren Angeboten käuflich zu erwerben. Anfang des Jahres 1911 wurde die Schule fertig und in Betrieb genommen. Mit der Einweihung des neuen wurde das alte Schulhauses - wie es damals üblich war - als Wohnung vermietet. 1928 wurde es das 1. Oberwürzbacher „Pfarrhaus", 1932 wurde es das Schwesternhaus".

Der 18. September 1932 war für Oberwürzbach ein denkwürdiger Tag, da mit dem Einzug von zwei Schwestern und einer Postulantin in die alte Schule eine Kranken- und Kindergartenstation gegründet werden konnte. Die aufstrebende Gemeinde hatte auch mit sozialen Problemen zu kämpfen, die der damalige Bürgermeister Wilhelm Becker und der in dieser Zeit amtierende Pfarrer Müller mit der Gründung einer Schwesternstation zu beseitigen versuchten.


Schwester Christhildis war die „Küchenschwester". Sie war am 11.02.1911 in Oberbexbach geboren als Brigitte Welter. Nach dem Tod von Pfarrer Martin Sprengard durfte sie nicht mehr allein im Schwesternhaus wohnen und wurde nach Ensheim versetzt und wurde dort freundlich aufgenommen und war somit nicht weit von ihrer „Heimat" weg. Mehrere Oberwürzbacher Bürger richteten einen regelmäßigen „Fahrdienst" ein, holten Schwester fast täglich in Ensheim ab und brachten sie abends wieder zurück. So konnte sie weiterhin zu den Gottesdiensten immer nach Oberwürzbach kommen. 1997 musste sie krankheitsbedingt Ensheim verlassen und ins „Mutterhaus" der Ordensschwestern, das Institut St. Dominikus in Speyer, zurückkehren. Die letzten Wochen vor ihrem Tod verbrachte sie auf der Krankenstation im Mutterhaus in Speyer. Am 25.01.1998 verstarb Schwester Christhildis in Speyer.


Die „Kinderschwester" Esther war im Juli 1896 in Weyher geboren mit Familiennamen Siener. Die meisten der Oberwürzbacher haben sie im Kindergarten erlebt, denn sie war verantwortlich für den Kindergarten.


Die „Krankenschwester" Lambertine war am 11.02.1904 in Kaiserslautern geboren mit bürgerlichem Namen Josephine Krämer. Sie war in Oberwürzbach als Krankenschwester tätig und wurde auch so auch in ganz Oberwürzbach genannt. Sie verstarb am 27.9.1974 im Krankenhaus in Zweibrücken.


Nach der Auflösung der Schwesternstation ging das Gerücht um, das Schwesternhaus solle abgerissen werden, um Platz zu schaffen, für eine Straße zur Oberwürzbachhalle und zum neuen Kindergarten. Dann hieß es, es solle verkauft werden. Doch die Verantwortlichen von Verwaltungsrat und Pfarrgemeinderat sahen in diesem Haus mehr als ein ausrangiertes Schulhaus, mehr als ein den Anforderungen der Zeit nicht mehr entsprechender Kindergarten, mehr als ein verlassenes Schwesternhaus.


In der Folgezeit wurde das Schwesternhaus mehrfach renoviert und saniert und, um Kosten zu sparen, wurde viel in Eigenleistung erbracht. Viele fleißige Hände schufen in kurzer Zeit aus alt neu. Die Firmen Wilhelm Fickinger, Alfons Schwarz, Ewald Becker, Rudi Pfeifer und Jacob (Rohrbach) leisteten gute Arbeit. Von den freiwilligen Helfern erwarben sich besondere Dienste Herr Sepp Schmitt, unser damaliger Kolping-Vorsitzender Herbert Pieter, Herr Josef Wirtz und unsere Gruppenleiterinnen, Frau Elfriede Schmitt und Sonja Lampel. Die Einweihung zum Jugendheim erfolgte im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst am 17.06.1984.


Wegen des akuten Priestermangels wurde unserer Pfarrei kein eigener
Seelsorger mehr zugewiesen. So übernahm der Pfarrer von Rohrbach, Pfr. Marcin Brylka, zum 01.09.2007 zusätzlich unsere Pfarrei. Damit war das Pfarrhaus in der Schulstraße verwaist. Verwaltungsrat und Pfarrgemeinderat beschlossen, das Pfarrhaus zu verkaufen und das bisher, im Pfarrhaus untergebrachte Pfarrbüro ins „Schwesternhaus" umzusiedeln.


Im Jahre 2009 wurde das gesamte Gebäude unter Leitung des Bischöflichen Bauamtes Speyer durch Fachfirmen grundlegend umgebaut und saniert. Seit dieser Zeit sind in ehemaligen „Schwesternhaus" das Pfarrbüro, (erste Tür rechts) die Pfarrbücherei (zweite Tür rechts) und das Jugendheim untergebracht.


Gemäß der aufgestellten Satzung kann das Haus nur von kirchlichen Vereinen, Gruppen und Organisationen genutzt werden.