Die Geschichte von Oberwürzbach
Die geologischen Formationen, die landschaftlichen Gegebenheiten, Gewässerzonen und die klimatisch günstig geschützten Lagen, insbesondere die nach Süden hin orientierten Seiten des Würzbachtals geben Anlass zur Annahme, dass sich bereits ca. 5000 bis 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung rund um Oberwürzbach Menschen aufgehalten haben. So lässt sich beispielsweise durch Funde belegen, dass die Eichertsfelsen oberhalb des Laichweihertals sowie die Schindtaler Felsen in frühgeschichtlicher Zeit als Aufenthaltsplätze dienten.
Wann die ersten Siedler in Oberwürzbach Fuß fassten kann nicht genau bestimmt werden. Die Namensendung -bach deutet aber darauf hin, dass der Ort in der Ausbauzeit zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert
entstanden sein muss.
Im Jahr 1181 wird Oberwürzbach erstmals urkundlich erwähnt, und zwar durch eine Urkunde, die belegt, dass Abt Konrad von Hornbach die Besitzrechte in Wercebach an das Kloster Wadgassen veräußert.
Erste private Besitztümer in Oberwürzbach werden in Urkunden aus dem 15. Jahrhundert erwähnt. Auch die Grafen von Nassau-Saarbrücken hatten Besitztümer in Oberwürzbach, was ein Verzeichnis der Besitztümer aus dem Jahr 1426 belegt. Im 16. Jahrhundert stand Oberwürzbach dann als Lehen unter dem Einfluss der Herren von Eltz.
Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde Oberwürzbach zerstört und entvölkert. Erst 1660 siedelten wieder Familien in Oberwürzbach an. Zeugnis hiervon gibt eine Rechnung des Hauses Wecklingen, in der erwähnt wird, dass die Bewohner von Oberwürzbach noch keine Getreideabgaben liefern müssen, da sie erst „neu angekommen und noch arm" sind. 1677 geht Oberwürzbach zum zweiten Mal innerhalb 40 Jahren unter als die Franzosen, die 1673 in die Pfalz einmarschiert sind von den kaiserlichen Truppen zurückgeschlagen werden und sich brandschatzend zurückziehen. Bereits 10 Jahre später sind aber wieder erste Siedler in Oberwürzbach zu finden. Von da an wächst der Ort langsam und stet. In dieser Zeit steht Oberwürzbach unter dem Einfluss der Grafen von der Leyen.
In den Jahren der französischen Revolution, als die Französische Armee versuchte, von Lothringen und dem Elsass her in den Saar-Pfalz-Raum vorzudringen wurde Oberwürzbach zum Kriegsschauplatz. Hier traf sich am 27. September 1793 Obrist Blücher, der 20 Jahre später als der Bezwinger Napoleons in die Geschichte einging, mit den Generälen von Kalkreuth und von Knobelsdorf zu einer Lagebesprechung wie weiter gegen die Franzosen vorzugehen sei. Obwohl die preußischen und sächsischen Truppen es immer wieder schafften, die Franzosen bis zur Saar zurück zu drängen mussten sie sich dennoch schlussendlich bis nach Kaiserlautern zurückziehen. In dieser kam Oberwürzbach ebenso wie Hassel und Rohrbach zu St. Ingbert.
Wohl aus Dankbarkeit, dass Oberwürzbach von den Folgen des deutsch-französischen Krieges weitgehend verschont wurde errichtete man ein steinernes Kreuz, das noch heute in der Hauptstraße (vor Hausnummer 112) steht. Das Kreutz trägt die Inschrift „Das Creutz hat zur Ehr Gottes aufgericht die Gemeinde Oberwürzbach 1793"
Nachdem Napoleon 1815 bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde kamen die Herrschaftsgebiete an der Saar wieder zum deutschen Reich zurück. Mit der Zugehörigkeit zum bayerischen Staat nahm die Entwicklung des Dorfes Fahrt auf. Bereits 1827/28 hatte Oberwürzbach einen Bevölkerungsstand von 46 Familien mit 245 Einwohnern. Der bestand an Häusern lag bei 37.
Im Jahr 1852 trennte sich Oberwürzbach von der Hauptgemeinde St. Ingbert ab und schloss sich mit den Gemeinden Ommersheim und Heckendalheim zu einer Gemeinde zusammen. Dies blieb so, bis in die Mitte
der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, denn am 1. Januar 1925 wurde das Dorf von der Bürgermeisterei Ommersheim abgetrennt und eine eigene Bürgermeisterei eingerichtet. Am 13. Januar 1937 kamen auch
die beiden Weiler Reichenbrunn (historisch begründet zu Ensheim gehörend) und Rittersmühle (zu Ommersheim gehörend) zur Gemeinde Oberwürzbach hinzu.
Ein besonders einschneidendes Ereignis für Oberwürzbach war der 2. Weltkrieg. Genau hier verlief der Westwall und so wurde die gesamte Bevölkerung am 1. und 2. September 1939 nach Thüringen und
Oberfranken evakuiert. Daher gab es bei einem Beschuss des Dorfes im Oktober 1939 durch die Französische Artillerie auch nur Sachschäden zu beklagen. Nachdem der Frankreichfeldzug beendet war kehrten
viele Oberwürzbacher Anfang August 1940 wieder in ihren Ort zurück. Erst im Sommer 1944 kam der Krieg wieder in unsere Gegend, zunächst nur mit Fliegerangriffen und später dann in Form der
amerikanischen Offensive unter General Patton, welche am Morgen des 20. März 1945 um 8:30 Uhr Oberwürzbacher Bann betrat. Mit dieser Stunde Null begann in Oberwürzbach wieder eine Zeit des Friedens
und des Aufbaus.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1974 wurde im Saarland die große Gebiets- und Verwaltungsreform vollzogen. bereits im Vorfeld hatte man sich in Oberwürzbach über die Neugliederung Gedanken gemacht. Zunächst wurde auch der Zusammenschluss mit Niederwürzbach zu einer Großgemeinde in Erwägung gezogen; man entschied sich jedoch schließlich für die Vereinigung mit St. Ingbert. Es wurde somit die Mittelstadt St. Ingbert mit den Stadtteilen Rohrbach, Hassel, Oberwürzbach und Rentrisch gebildet.
(Quelle: 800 Jahre Oberwürzbach, Hrg. Mittelstadt St. Ingbert, Stadtteil Oberwürzbach)
Der Weiler Reichenbrunn
Balduin von Bitsch und seine Frau Aleidis verkauften an das Kloster Wadgassen um 1200 alle ihre Rechte in Reichenbrunn („Richenbure“). Da es offenbar sonst keinen Eigentümer in Reichenbrunn gab, gehörte der Ort zusammen mit Sengscheid 600 Jahre lang zur Gemeinde und Pfarrei Ensheim, welche ins Kloster Wadgassen inkorporiert war. Dies änderte sich erst mit der Französischen Revolution 1789-1792.
Wie lange der Ort bewohnt war, lässt sich aus den Urkunden und Berichten der Grenzstreitigkeiten nicht ersehen. 1564 jedenfalls wird in der Grenzbeschreibung des Tilemann Stella von „Reichenbach an der wüsten Dorfstatt" berichtet. Erst im Jahre 1700 erfahren wir offiziell von einer Besiedlung in Reichenbrunn. Abt Petrus Marx von Wadgassen wies dem Arnold Abel, dem Heinrich du chein und dem bereits dort wohnenden Sebastian „Bricher“ (Becker) an, sich die Ländereien von Reichenbrunn aufzuteilen. 1702 gesellte sich noch Johannes Leonhard zu den dreien hinzu.
In der Folgezeit änderte sich im Ort wenig. Um 1770 wurden die ursprünglichen Fachwerkhäuser, wie sie auf einer Karte nach 1700 als solche zu erkennen sind, im barocken Stil in Stein umgebaut, was noch am Haus von Heinrich Schmitt zu erkennen ist.
In der Französischen Revolution machten Mönche aus Wadgassen auf ihrer Flucht vor den Revolutionsheeren in Reichenbrunn Station, bevor sie weiter nach dem Kloster Treplitz und später noch weiter ins Kloster Strahov bei Prag im heutigen Tschechien zogen.
Gehörte Ensheim mit Reichenbrunn bis dahin zur Diözese Metz wurde das gesamte Gebiet nun zur Diözese Trier geschlagen. Nach dem Wiener Kongress kam der Bereich St. Ingbert/Homburg politisch wie kirchlich zur bayerischen Pfalz und damit auch zur Diözese Speyer. 1803 scheint Reichenbrunn zur Pfarrei St. Ingbert zu gehören; denn Pfarrer Torsch zu St. Ingbert gibt in nämlichen Jahr an, wie viele Personen seiner Pfarrei in Reichenbrunn wohnen.
Eine Volkszählung aus dem Jahr 1828 ergab 46 Einwohner in 6 Häuser, 1903 121 Einwohner.
Der 2. Weltkrieg traf Reichenbrunn schlimm. In den ersten Septembertagen 1939 erfolgte die Räumung. Die Bevölkerung durfte erst im Juli 1940 zurückkehren. Die schlimmsten Zerstörungen erfuhr Reichenbrunn in der Zeit vom 15-20.03.1945. Von 28 Häusern waren 11 völlig zerstört, bewohnbar waren nur noch 5.
Zur Erinnerung an die Toten der beiden Weltkriege wurde 1962 das neue Kriegerdenkmal in der Ortsmitte errichtet.
Der 1. Weltkrieg forderte 6 Soldatenleben, der 2. Weltkrieg 21 Soldatenleben.
Reichenbrunn blieb bis zum Jahre 1937 Teil der Gemeinde Ensheim. In diesem Jahr wurden die Weiler Reichbrunn und Rittersmühle, das bis dahin zu Ommersheim gehörte, zu einer Gemeinde vereinigt. Auch kirchlich kamen beide Weiler in diesem Jahr zur Pfarrei Oberwürzbach.
Am 18.12.1966 wurde die Kirche St. Chrodegang vom Speyerer Bischof Dr. Emanuel eingeweiht.
Zu dieser Zeit standen in Reichenbrunn 56 Wohnhäuser, 2018 sind es 144 Wohnhäuser und 374 Einwohner.
Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 endete die Eigenständigkeit der Gemeinde Oberwürzbach. Oberwürzbach mit Reichenbrunn gingen in der neu gebildeten Mittelstadt St. Ingbert auf.
Der Weiler Rittersmühle
Das Gebiet der Rittersmühle gehörte wie Oberwürzbach und Heckendalheim seit dem 12. Jahrhundert zur Pfarrei Ommersheim. Grundherrschaft übte der Herr von Stein-Callenfels aus.
In einem Bestandsbrief der Herren von Eltz über ihr Hofgut zu Oberwürzbach im Jahre 1626 wird die Rittersmühle zum ersten Mal erwähnt. In den Wirren des 30jährigen Krieges ging die Mühle offenbar in den Ruin. Erst wieder in der Übertragungsurkunde von 1700, in der der Zimmermann und Mühlenmeister Caspar Ammann den Herrn Caspar von der Leyen bat, die Mühle wieder aufzubauen und zu bewirtschaften, wird die Existenz der Mühle wieder erwähnt. Inzwischen hatten die Herren von der Leyen nämlich fast das gesamte Gebiet des Amtes Blieskastel in ihre Hand gebracht.
Aber bereits 1709 verkaufte Capar Ammann die Mühle an Jakob Hauck, einem Müller aus Rodalben, der inzwischen auch die Niederwürzbacher Mühle gekauft hatte.
Die Mühle hat danach mehrfach den Besitzer gewechselt, bis ein Enkel des Jakob Hauck sie etwa 1740 übernahm und das Mühlengebäude 1757 umbaute. Wieder ein Enkel baute 1838 neue Wirtschaftsgebäude an der Straße entlang.
Auf einer Karte aus dem Jahre 1749 lässt sich die Lage der vier Mühlengebäude gut erkennen: 1. das Mühlengebäude, 2. der Stall, 3. die Scheune und 4. das Hirtenhaus. 4)
Zwischen 1783-89 durfte er als einziger ein eigenes Los an der neuen Straße
von Lautzkirchen nach Sankt Ingbert alleine bauen. Alle Untergebenen des Amtes Blieskastel mussten zum Straßenbau Hand- und Spanndienste leisten.
Der Rittersmühler Weiher spielte wegen geringer Erträge keine große Rolle. Die Oberwürzbacher Weiher wurden 1780-1805 abgelassen, das Land an die Bauern verteilt.
Um 1860 übernahm Gottfried Nieder I. die Mühle. Sie blieb rund 50 Jahre im Familienbesitz, doch 1904 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Admiral Schmidt von Schwind von Hohenhorst, der auf dem benachbarten Hasseler Glashütterhof wohnte, (später „Ettental“), kaufte 1912 die Mühle. Nach mehreren Besitzerwechseln waren die Gebäude vernachlässigt. Der heutige Besitzer erwarb das Ensemble und rettete dies in seinem Bestand.
Die Bewohner des Weilers „Rittersmühle“ nahmen schon länger als Nachbarn am Leben in Oberwürzbach teil, gingen wie diese nach Ommersheim zur Kirche, bis Oberwürzbach 1923 eine eigene Kirche erbaute und wurden 1930 der neuen Pfarrei zugeordnet. Ebenso besuchten ihre Kinder von jeher die Oberwürzbacher Schule. Viele Familien waren verwandt und gut bekannt.
Oberwürzbach war um 1800 zur Mairie St.Ingbert gekommen, schied dort 1852 aus und bildete bis 1925 mit Ommersheim und Heckendalheim eine Gemeinde. Danach wurde der Ort selbstständige Gemeinde.
Auf der Rittersmühle lebten 1937 in 8 Wohnhäusern etwa 60 Menschen, 2018 sind es in 20 Häusern 66 Personen.
1937 wurden die beiden Weiler Reichenbrunn und Rittersmühle mit Oberwürzbach vereinigt. Mit der Gebietsreform 1974 endete die Eigenständigkeit dieser Gemeinde. Oberwürzbach mit Reichenbrunn und Rittersmühle wurden Stadtteil der neuen Mittelstadt St.Ingbert.
Die Rittersmühle überstand den 2. Weltkrieg glimpflich, ohne größere Zerstörungen. Durch die Einbindung zu Oberwürzbach hat die Rittersmühle viele Verbesserungen erfahren, wie z.B.: Wasserleitung, elektr. Strom und Nutzung der örtlichen Einrichtungen. Der Brunnen erinnert weiterhin an die Jahrhunderte lange eigene Geschichte.