23.06.2013

Wanderung Höfelandschaft

Mit der Biosphären- VHS die "Höfelandschaft" um St. Ingbert erkunden

Der Natur- und Landschaftsführer Alois Ohsiek stellte am 21.06.2013 in einer Halbtageswanderung fünf vorbildlich geführet Landwirtschaftsbetriebe vor.

 

Startpunkt war der Brunnen in Reichenbrunn. Hier befindet sich, in der Ortsmitte, das Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1962, welches der Gefallenen der beiden Weltkriege aus Reichenbrunn gedenkt. Reichenbrunn wurde erstmals um 1200 urkundlich als „Richenbure“ , dann 1608 erstmals als „Reichenbrunn“erwähnt.

Reichenbrunn gehörte fast 600 Jahre, bis ins Jahr 1796 (n. französischer Revolution) zum Kloster Wadgassen unter der Oberhoheit von Nassau- Saarbrücken.

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) ging Reichenbrunn unter. Um 1690 kam es zur Neubesiedelung. Nach der napoleonischen Zeit wurde die Region im Jahr 1816 bayrisch und blieb es bis nach dem 1. Weltkrieg. Im Jahr 1937 kam Reichenbrunn von der Gemeinde Ensheim zur Gemeinde Oberwürzbach. Mit der Gebietsreform im Jahr 1974 kam die Gemeinde Oberwürzbach und somit auch Reichenbrunn zur Stadt St. Ingbert.

Heute zählt Reichenbrunn ca. 275 Einwohner.

Start Ortsmitte Reichenbrunn

Von hier aus führte der Weg durch das „Kurzental“ hinauf zur Weidenberghütte. Hier machte Herr Ohsiek auf einen historischen Grenzstein aus dem Jahr 1768 aufmerksam, welcher die Banngrenze zwischen Nassau- Saarbrücken, von der Leyen und Zweibrücken-Pfalz kennzeichnet.

 

Die Biosphähreregion Bliesgau gliedert sich geologisch in 3 Bereiche:

 

-       St. Ingbert- Kirkeler- Waldgebiet

-       Muschelkalk und Karlstalschichten; Oberer und Mittlerer Buntsandstein

-       Karlstalfelszone mit über 30m mächtigen Felsbänken

 

Nach kurzer Gehzeit von hier aus kommt man zum 1. Ziel der Wanderung, zum Hof Hochscheid, früher als „Buchholz“ bekannt. Der Betrieb wird von der Familie Bitsch als Demeter- Betrieb geführt. Dies bedeutet, dass die Bewirtschaftung des Hofes nach strengen biologischen Vorgaben erfolgt. Es wird eine Rinderzucht zur Fleischerzeugung und Gemüseanbau betrieben. Bekannt ist der Hochscheid auch für seine schöne Gartenwirtschaft.

 

Hof Hochscheid

Nun führt die Wanderung vorbei an der alten Schäferei, dem ältesten Gebäude auf Hasseler Bann. Sie wurde von Ambroise Felix Villeroy (1792-1881) erbaut.

Gleich darauf folgt der Rittershof II, welcher im Jahr 1846 bereits über eine Dampfmaschine zum Antrieb einer Dreschmaschine verfügte.

 

Die alte Schäferei

Der heutige Besitzer betreibt dort einen Schweinemastbetrieb mit einer Produktionsrate von 1700 Tieren pro Jahr. Das Futter für die Zucht wird auf einer Fläche von 200 ha selbst angebaut.

Rittershof II

Nun geht es vorbei am Haus Waldeck weiter zum Rittershof I. Hier lebte 1821 Felix Villeroy, ein Pionier der Landwirtschaft. Er brachte neue Ideen in den Kartoffel und Getreideanbau, Obst und Gemüseanbau ein.

Er erkannte den Wert der Düngung für ausgelaugte Sandböden sowie den Wechsel der Felder für die auszubringenden Saaten. Auch in der Tierzucht setzte er Akzente, begrenzte die Anzahl der Tiere und setzte auf die bestmögliche Rasse.

Zum Hof gehörte die Rittersmühle, der Glashütter Hof (Gut Ettental), der Altenhof, der Triebscheider Hof und der Geistkircher Hof.

Rittershof I

Nach kurzem Weg kommt man vom Rittershof I zum Griesweiher und der Hütte des Angelsportvereins. Dort stand die 1864 erbaute Hasseler Mühle am Gauchsbach, dem heutigen Griesweiher. Die Mühle war als Wohn- und Ölmühle erbaut. Weiterhin wurde auch ein Sägewerk betrieben.

 

 

Hütte des ASV am Griesweiher

Wir wandern vorbei an alten Platanen den Poststeig hoch zum Triebscheider Hof.

Dieser wurde 1864 erbaut. Seit ein paar Jahren ist die Familie Kolb Eigentümer des Anwesens und ist seitdem mit umfangreichen Sanierungsarbeiten, die mit viel Sachverstand ausgeführt werden, beschäftigt. Das ist wegen dem Denkmalschutz nicht immer einfach. Zur Zeit sind hier 80 Reitpferde eingestellt. Herr Kolb hat die feste Absicht, die Gartenwirtschaft wieder zu eröffnen.

Vom Poststeig zum Triebscheider Hof

Vom Triebscheider Hof aus wandern wir weiter vorbei an Pferdekoppeln, dem neuen Reitplatz,dem Bischofshaus, in welchem in der napoleonischen Zeit ein Bischof eingesperrt gewesen sein soll, weiter zum Sägeweiher.

 

 

Bischofshaus, Sägeweiher, Weg zum Gestkircer Hof, "Braut und Bräutigam"

Dem idyllischen Tal weiter folgend, gelangen wir zur Geistkirch- Kapelle, welche im Jahre 1896 durch den Gutsbesitzer A. Wirtz erbaut wurde. 1901 musste die Kapelle dem Bahnlinienbau weichen und wurde an der heutigen Stelle neu errichtet. Im Jahre 1949 wurde die Kapelle der Pfarrgemeinde Rohrbach geschenkt.

Gleich nach der Kapelle sind wir am Ende unserer Wanderung, dem Geistkircher Hof, angelangt. Der Hof steht auf der Wüstung Fronsbach, wo um 1730 eine Kirche und ein Friedhof gewesen sein soll.

Der heutige Besitzer betreibt einen schönen Hofladen, wo die Eigenprodukte angeboten werden.

Geistkircher Hof

Die Wanderstrecke beträgt etwa 12 km. Vom Geistkircher Hof zur Bushaltestelle in Hassel sind es nochmals ca. 2,5 km. Nach dem Anstieg von Reichenbrunn zum Hochscheid verläuft die Wanderung weitgehend ohne nennenswerte Steigungen.

Wer Lust hat, kann natürlich auf eigene Faust die Strecke erwandern. Dabei ist die Besichtigung der Höfe allerdings nicht möglich. Auf jeden Fall haben wir einen wunderbaren Natur und Landschaftsgenuss direkt vor unserer Haustür.

Verlauf der Wanderroute mit Rückweg zur Bushaltestelle in Hassel

Höhenprofil

Quelle:A.Ohsiek; Bericht: W.Götz