13.08.2017

1937 - 2017-"80 Jahre Gemeinde Oberwürzbach"

1937 ist die Gemeinde Oberwürzbach entstanden. Die Rittersmühle wurde von Ommersheim, Reichenbrunn von Ensheim "umgemeindet" und bildete mit Oberwürzbach bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 die selbstängige Gemeinde Oberwürzbach.

Dieses "Jubiläum" hat sich der Heimatverein zum Anlass genommen, die Ortsgeschichte der Rittersmühle und von Reichenbrunn in einer kleinen Präsentation darzustellen. Die Präsentation wurde am diesjährigen Dorffest im kleinen Sitzungssaal des ehemaligen Rathauses gezeigt.

Wer sich die Präsentation nicht anschauen konnte, kann das hier tun.

 

Der Weiler Rittersmühle

Das Gebiet der Rittersmühle gehörte wie Oberwürzbach und Heckendalheim seit dem 12. Jahrhundert zur Pfarrei Ommersheim. Grundherrschaft übte der Herr von Stein-Callenfels aus.

In einem Bestandsbrief der Herren von Eltz  über ihr Hofgut zu Oberwürzbach im Jahre 1626 wird die Rittersmühle zum ersten Mal erwähnt. In den Wirren des 30jährigen Krieges ging die Mühle offenbar in den Ruin. Erst wieder in der Übertragungsurkunde von 1700, in der der Zimmermann und Mühlenmeister Caspar Ammann den Herrn Caspar von der Leyen bat, die Mühle wieder aufzubauen und zu bewirtschaften, wird die Existenz der Mühle wieder erwähnt.  Inzwischen hatten die Herren von der Leyen nämlich fast das gesamte Gebiet des Amtes Blieskastel in ihre Hand gebracht. 

Aber bereits 1709 verkaufte Capar Ammann die Mühle an Jakob Hauck, einem Müller aus Rodalben, der inzwischen auch die Niederwürzbacher Mühle gekauft hatte. 

Die Mühle hat danach mehrfach den Besitzer gewechselt, bis ein Enkel des Jakob Hauck sie etwa 1740  übernahm und das Mühlengebäude 1757 umbaute. Wieder ein Enkel baute 1838 neue Wirtschaftsgebäude an der Straße entlang.

Auf einer Karte aus dem Jahre 1749 lässt sich die Lage der vier Mühlengebäude gut erkennen: 1. das Mühlengebäude, 2. der Stall, 3. die Scheune und 4. das Hirtenhaus. 4)

Zwischen 1783-89  durfte er als einziger ein eigenes Los an der neuen Straße 

von Lautzkirchen nach Sankt Ingbert alleine bauen. Alle Untergebenen des Amtes Blieskastel mussten zum Straßenbau Hand- und Spanndienste leisten.

Der Rittersmühler Weiher spielte wegen geringer Erträge keine große Rolle. Die Oberwürzbacher Weiher wurden 1780-1805 abgelassen, das Land  an die Bauern verteilt.

Um 1860 übernahm Gottfried Nieder I. die Mühle. Sie blieb rund 50 Jahre im Familienbesitz,  doch 1904 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Admiral Schmidt von Schwind von Hohenhorst, der auf dem benachbarten Hasseler Glashütterhof  wohnte, (später „Ettental“), kaufte 1912  die Mühle. Nach mehreren Besitzerwechseln waren die Gebäude vernachlässigt. Der heutige Besitzer erwarb das Ensemble und rettete dies in seinem Bestand. 

Die Bewohner des Weilers „Rittersmühle“  nahmen schon länger  als Nachbarn am Leben in Oberwürzbach teil, gingen wie diese nach Ommersheim zur Kirche, bis Oberwürzbach 1923 eine eigene Kirche erbaute und wurden 1930 der neuen Pfarrei  zugeordnet. Ebenso besuchten ihre Kinder von jeher die Oberwürzbacher Schule. Viele Familien waren verwandt und gut bekannt. 

Oberwürzbach war um 1800 zur Mairie St.Ingbert gekommen, schied dort 1852 aus und bildete bis 1925 mit Ommersheim und Heckendalheim eine Gemeinde. Danach wurde der Ort selbstständige Gemeinde. 

 

Auf der Rittersmühle lebten 1937 in 8 Wohnhäusern etwa 60 Menschen, 2018 sind es in 20  Häusern  66 Personen.

1937 wurden die beiden  Weiler Reichenbrunn und Rittersmühle mit Oberwürzbach vereinigt. Mit der Gebietsreform 1974 endete die Eigenständigkeit dieser Gemeinde. Oberwürzbach mit  Reichenbrunn und Rittersmühle wurden Stadtteil der neuen Mittelstadt St.Ingbert.

Die Rittersmühle überstand den 2. Weltkrieg glimpflich, ohne größere Zerstörungen. Durch die Einbindung zu Oberwürzbach hat die Rittersmühle viele Verbesserungen erfahren, wie z.B.: Wasserleitung, elektr. Strom und Nutzung der örtlichen Einrichtungen.  Der Brunnen erinnert weiterhin an die Jahrhunderte lange eigene Geschichte.

 

Der Weiler Reichenbrunn

 

Balduin von Bitsch und seine Frau Aleidis verkauften an das Kloster Wadgassen um 1200 alle ihre Rechte in Reichenbrunn („Richenbure“). Da es offenbar sonst keinen Eigentümer in Reichenbrunn gab, gehörte der Ort zusammen mit Sengscheid 600 Jahre lang zur Gemeinde und Pfarrei Ensheim, welche ins Kloster Wadgassen inkorporiert war. Dies änderte sich erst mit der Französischen Revolution 1789-1792.

Wie lange der Ort bewohnt war, lässt sich aus den Urkunden und Berichten der Grenzstreitigkeiten nicht ersehen. 1564 jedenfalls wird in der Grenzbeschreibung des Tilemann Stella von „Reichenbach an der wüsten Dorfstatt" berichtet. Erst im Jahre 1700 erfahren wir offiziell von einer Besiedlung in Reichenbrunn. Abt Petrus Marx von Wadgassen wies dem Arnold Abel, dem Heinrich du chein und dem bereits dort wohnenden Sebastian „Bricher“ (Becker) an, sich die Ländereien von Reichenbrunn aufzuteilen. 1702 gesellte sich noch Johannes Leonhard zu den dreien hinzu. 

In der Folgezeit änderte sich im Ort wenig. Um 1770 wurden die ursprünglichen Fachwerkhäuser, wie sie auf einer Karte nach 1700 als solche zu erkennen sind, im barocken Stil in Stein umgebaut, was noch am Haus von Heinrich Schmitt zu erkennen ist.

In der Französischen Revolution machten Mönche aus Wadgassen auf ihrer Flucht vor den Revolutionsheeren in Reichenbrunn Station, bevor sie weiter nach dem Kloster Treplitz und später noch weiter ins Kloster Strahov bei Prag im heutigen Tschechien zogen. 

Gehörte Ensheim mit Reichenbrunn bis dahin zur Diözese Metz wurde das gesamte Gebiet nun zur Diözese Trier geschlagen. Nach dem Wiener Kongress kam der Bereich St. Ingbert/Homburg politisch wie kirchlich zur bayerischen Pfalz und damit auch zur Diözese Speyer. 1803 scheint Reichenbrunn zur Pfarrei St. Ingbert zu gehören; denn Pfarrer Torsch zu St. Ingbert gibt in nämlichen Jahr an, wie viele Personen seiner Pfarrei in Reichenbrunn wohnen. 

Eine Volkszählung aus dem Jahr 1828 ergab 46 Einwohner in 6 Häuser, 1903 121 Einwohner.

Der 2. Weltkrieg traf Reichenbrunn schlimm. In den ersten Septembertagen 1939 erfolgte die Räumung. Die Bevölkerung durfte erst im Juli 1940 zurückkehren. Die schlimmsten Zerstörungen erfuhr Reichenbrunn in der Zeit vom 15-20.03.1945. Von 28 Häusern waren 11 völlig zerstört, bewohnbar waren nur noch 5.

Zur Erinnerung an die Toten der beiden Weltkriege wurde 1962 das neue Kriegerdenkmal in der Ortsmitte errichtet.  

Der 1. Weltkrieg forderte 6 Soldatenleben, der 2. Weltkrieg 21 Soldatenleben.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            

Reichenbrunn blieb bis zum Jahre 1937 Teil der Gemeinde Ensheim. In diesem Jahr wurden die Weiler Reichbrunn und Rittersmühle, das bis dahin zu Ommersheim gehörte, zu einer Gemeinde vereinigt. Auch kirchlich kamen beide Weiler in diesem Jahr zur Pfarrei Oberwürzbach.

Am 18.12.1966 wurde die Kirche St. Chrodegang vom Speyerer Bischof Dr. Emanuel eingeweiht.

Zu dieser Zeit standen in Reichenbrunn 56 Wohnhäuser, 2018 sind es 144 Wohnhäuser und 374 Einwohner. 

Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 endete die Eigenständigkeit der Gemeinde Oberwürzbach. Oberwürzbach mit Reichenbrunn gingen in der neu gebildeten Mittelstadt St. Ingbert auf.