839 Jahre Geschichte Oberwürzbach
1181 Oberwürzbach tritt in die Geschichte ein; erste urkundliche Erwähnung
Der Abt von Hornbach verkauft ein Stück Land in „Wercebach“ an die Abtei in Wadgassen. Von der engen Verknüpfung mit der Abtei zeugen viele Güter und ein eigener Hof der Abtei in Oberwürzbach.
Historiker schätzen, dass bereits 200 bis 300 Jahre zuvor hier Menschen lebten.
Darauf deutet die Namensgebung „-bach“, sowie Spuren durchziehender Sippen am Eichertsfels hin.
1500 1426 belegt ein Verzeichnis, dass auch die Grafen von Nassau- Saarbrücken Privatbesitz in Oberwürzbach hatten.
1600 Oberwürzbacher sind Leibeigene. (siehe 800 Jahrbuch Seite 74 bis 100)
Zu Beginn des Jahrhunderts stand das Dorf als „Lehen“ * unter der Herrschaft des Grafen Johann Friedrich von und zu Eltz-Wecklingen, Herr zu Blieskastel. (*1484 +06.08.1566 )
Nachkommen:
Philipp Jakop von Eltz-Wecklingen (1525-1574),baute 1555 das Schloss in Wecklingen
Friedrich von Eltz-Wecklingen (1560-1601)
Johann Philipp von Eltz-Wecklingen (1590-1616)
Das Schloss wurde im 30 jährigen Krieg zerstört (1618-1648) und anschließend kam der Besitz 1659 zum Hause von der Leyen und der Rest des Schlosses wurde 1793 abgebrochen (französische Revolution 14.07.1789-1799)
(*Ein Lehen war das Recht an einem Grundbesitz, das vom Klerus oder von Adeligen an einen ihrer Untergebenen mit der Verpflichtung vergeben wurde, dass diese dem Lehnsherrn mit ihrer persönlichen Leistung zur Verfügung stehen. ( weitere Infos unter Europäisches Mittelalter Punkt 4 Lehn und Vasallenwesen )
1618-1648 Der Dreißigjährige Krieg führte zur Zerstörung und Entvölkerung des Ortes.
1660 Es siedelten sich zwei Familien in Oberwürzbach an.
1677 Der Ort wurde durch Brandschatzung französischer Truppen wiederum zerstört.
1687 Es ließen sich wieder neue Siedler im Ort nieder, der nunmehr zum Herrschaftsgebiet der Grafen von der Leyen gehörte. (Linie von der Leyen-Adendorf von 1659 bis 1793)
Erneuter Auf und Ausbau des Schlosses in Blieskastel
Zur kurtrierischen Herrschaft Blieskastel gehörten 38 Orte mit 11.104 Einwohnern.
14.07.1789 Beginn der Französischen Revolution. ( 14.07.1789-15.12.1799)
In den Jahren der Revolution drang die französische Armee, von Lothringen und vom Elsass her, auch in das heutige Gebiet des Saar-Pfalz Kreises ein.
Marianne von der Leyen floh. Das Schloss wurde zerstört. Reste, wie z.B. die Orangerie, blieben erhalten.
27.09.1793 Oberwürzbach wurde zum Kriegsschauplatz.
Es trafen sich der Obrist Blücher und die Generäle von Kalckreuth und von Knobelsdorff zu einer Lagebesprechung um die weitere Vorgehensweise gegen die Franzosen zu erörtern. Das linke Rheinufer wurde jedoch von Frankreich besetzt.
1793 Errichtung Dorfkreuz; Standort Hauptstraße 112
1797 Oberwürzbach wird Französisch und die Bewohner werden freie Bürger.
Frankreich annektiert* das besetzte Gebiet und betrachtet es als sein eigenes Staatsgebiet. *Annektion ist die gewaltsame und widerrechtliche Inbesitznahme.
1798 Oberwürzbach kommt zur Bürgermeisterei ( Mairie ) Sankt-Ingbert ( 1798-1852 )
St. Ingbert erhält 1829 die Stadtrechte und bildet mit Rohrbach, Hassel und Oberwürzbach die neue Gemeinde
1813 Völkerschlacht zu Leipzig. ( vom 16.10.1813 bis 19.10.1813 )
Die Konfliktparteien waren: Frankreich, Italien, Neapel, Herzogtum Warschau und einige Rheinbundstaaten gegen Preußen, Russland, Österreich, und Schweden.
Unter der Führung von Napoleon dem Ersten, (*15.08.1769 + 05.05.1821) dem Kaiser der Franzosen, verliert Frankreich die Schlacht.
1814 / 1815 Wiener Kongress ( vom 14.09.1814 bis 09.06.1815 )
Die Kriegsgegner trafen sich in Wien / Österreich, um Europa mit dem Ziel des Gleichgewichts der Kräfte neu zu ordnen.
01.05.1816 Oberwürzbach wird Bayerisch. (siehe Amtsblatt von 1816 und drei Karten als Anlage)
Nach dem Wiener Kongress wurde der Ort ein Teil des Rheinkreises im Königreich Bayern und blieb es 103 Jahre lang, bis 1919. Neugründung des Bistums Speyer 1817.
1852 Oberwürzbach verlässt Sankt-Ingbert. ( 1798 bis 1852 )
Der Ort scheidet aus der Gemeinde Sankt-Ingbert aus und schließt sich mit den Gemeinden Heckendalheim und Ommersheim zu einer neuen Gemeinde zusammen.
Die Verwaltung der Gemeinde wechselte den Ort, gemäß Absprache.
1870 / 71 Deutsch – Französischer Krieg (19.07.1870 bis 10.05.1871)
Erstellen des Dorfkreuzes ( Standort ab 17.06.1972, Reichenbrunner Straße )
Nach dem Krieg gründet sich das Deutsche Kaiserreich. König Wilhelm der Erste von Preußen wird Kaiser Wilhelm der erste. (*22.03.1797,+09.03.1888) Krönung im Spiegelsaal von Versailles am 18.01.1871. Er regierte als Kaiser bis zu seinem Tode am 09.03.1888 Es folgte sein Sohn Friedrich der III. der nach 99 Tagen verstarb. Dessen Sohn Wilhelm der II. folgte und regierte bis 1918. („Dreikaiserjahr 1888“)
Otto von Bismarck (*01.04.1815 +30.07.1898) ist Deutscher Reichskanzler.
28.07.1914 Oberwürzbacher ziehen, wie viele junge Soldaten, begeistert in den ersten Weltkrieg. ( 28.07.1914 bis 11.11.1918 ) Es sind 23 Opfer zu beklagen! (siehe Kriegsopferliste)
Nach dem Ende des Krieges wird das Saargebiet, (siehe Karte als Anlage) von 10.01.1920 bis 01.03.1935 mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Der Friedensvertrag von Versailles war die Rechtsgrundlage hierzu. (Weitere Infos im Ordner 2 – Register E-23)
01.01.1925 Oberwürzbach wird selbständig.
Der Ort wird aus der Bürgermeisterei Ommersheim abgetrennt (1852 bis 1924) und erhält eine eigene Bürgermeisterei. Erster Bürgermeister wird Herr Oskar Sauer.
01.03.1935 Oberwürzbacher wollen „Heim ins Reich“. (1.Saarabstimmung am 13.01.1935)
Mit großer Mehrheit wollen auch die Oberwürzbacher keine französischen Herren mehr, sondern stimmen für eine Rückkehr des „Saargebietes“ zum Deutschen Reich.
Hinweis: Dies war der erste große außenpolitische Erfolg Adolf Hitlers!
01.04.1937 Oberwürzbach wird größer
Die Weiler Reichenbrunn und Rittersmühle werden rechtskräftig zum 1.4.1937 eingemeindet.
Reichenbrunn gehörte zur Gemeinde Ensheim, hatte 150 Einwohner, die Rittersmühle gehörte zur Gemeinde Ommersheim, hatte 60 Einwohner und in Oberwürzbach selbst lebten 1.185 Einwohner.
01.09.1939 Oberwürzbacher werden in den II. Weltkrieg eingezogen (01.09.1939 - 08.05.1945)
Im zweiten Weltkrieg hat der Ort 113 Todesopfer zu beklagen und 174 müssen in Gefangenschaft! ( siehe Kriegsopfer und Gefangenenlisten )
Da unser Ort in der „Roten Zone“ lag, wurde nach Ausbruch des Krieges die gesamte Bevölkerung am 1.und 2. September 1939 nach Thüringen und Oberfranken evakuiert. Nach dem Frankreichfeldzug kehren viele Bewohner Anfang August 1940 wieder zurück. Gegen Ende des Krieges im Winter 1944 verließen viele Oberwürzbacher abermals den Ort und zogen in die benachbarte etwas „sicherere“ Pfalz. Mehrere hundert Einwohner blieben jedoch in Stollen und Bunkern im Ort.
08.05.1945 Oberwürzbacher wollen nur noch Frieden.
Am 20.03.1945 um 08.30 Uhr erreichen amerikanische Infanterie Soldaten (F-Kompanie, 2.Batallion, 255.Regiment, 63.US-Infanterie Division und der 6 Panzerdivision, der 7.US-Armee) über den Fuhrweg Oberwürzbach.
Nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 08.05.1945 lag Oberwürzbach in der französischen Besatzungszone bis Ende 1945. Das Saargebiet wird 1946 aus der Besatzungszone ausgegliedert und erhält 1947 eine eigene Verfassung, Wappen, Flagge und Hymne. Es bleibt jedoch als autonomer Saarstaat (französisches Zoll und Wirtschaftsgebiet) unter französischer Verwaltung („Territoire de la Sarre“). Erster Ministerpräsident ist Johannes Hoffman. Deutschland und Frankreich schließen das Saarabkommen mit dem Ziel einer Volksabstimmung über das „Europäische Statut“ für das Saarland
23.10.1955 Oberwürzbach stimmt ab. (2.Saarabstimmung am 23.10.1955)
Bei der Volksbefragung über das „Europäische Statut“ für das Saarland stimmen 56,63% der Dorfbewohner für einen Anschluß an die Bundes-Republik-Deutschland.
01.01.1957 Oberwürzbach ist „politisch“ wieder Deutsch.
Als Ergebnis der Abstimmung über das “Europäische Statut“ wird auch Oberwürzbach Teil der Bundesrepublik. Die wirtschaftliche Angliederung an Frankreich blieb noch bis zum 05.07.1959.
05.01.1967 Oberwürzbach erhält ein Gemeindewappen.
Vorentwurf von Schuldirektor a. d. Gustav Mischo, Ausarbeitung durch Kurt Hoppstädter, Verleihungsurkunde durch Innenminister Schnur am 06.05.1967 an Bürgermeister Heinrich Hambach.
01.01.1974 Oberwürzbach verliert seine Selbständigkeit.
Nachdem der Ort von 1798 bis 1852 schon einmal zu Sankt-Ingbert gehörte hatte, kehrte er nach 122 Jahren, ebenso wie Hassel, Rohrbach und Rentrisch, nun wieder zur Stadt zurück.
Die Gemeinde selbst, die ab 1925 selbständig war, verliert nach nur 49 Jahren ihre Eigenständigkeit und wird im Zuge der Saarländischen Gebiets und Verwaltungsreform zum 01.01.1974 in die Stadt Sankt-Ingbert eingegliedert.
Sie bildet mit der alten Stadt Sankt-Ingbert, Rohrbach, Hassel, Rentrisch und Oberwürzbach die Mittelstadt Sankt-Ingbert.
01.01.2020 Oberwürzbach, ein bevorzugter Wohnort.
Als Ortsteil von Sankt-Ingbert profitierte Oberwürzbach in den vergangenen 35 Jahren von der Gebietsreform. Die sehr gute Infrastruktur, ein reges Vereinsleben sowie die wachsende Einwohnerzahl ( ca. 2.250 ) sind der Beweis dafür. (01.2020)
Die Bürgermeister und Ortsvorsteher in Oberwürzbach
Die Bürgermeister (1-7) und Ortsvorsteher (8-10) unseres Dorfes bis heute.
Lfd. Nr. von: bis: Name: OFB-Nr. Partei: Geburt: Tod:
1.) 00.01.1925 – 30.09.1931 Oskar Sauer (2597) Parteilos *30.06.1874 +15.11.1964
2.) 00.10.1931 – 00.08.1935 Becker Wilhelm (355) Parteilos *25.11.1896 +04.07.1977
3.) 00.09.1935 – 00.03.1945 Usner Max (3305) berufen d. Deutsche-Reich *14.02.1898 +25.01.1969
4.) 31.03.1945 – 16.10.1946 Mischo Gustav (2074) v. Frankreich beauftragt *01.01.1894 +04.10.1976
5.) 17.10.1946 – 31.05.1960 Becker Wilhelm (355) Partei: CVP *25.11.1896 +04.07.1977
6.) 01.06.1960 – 09.11.1964 Gehring Otto (951) Partei: CDU *09.03.1898 +19.07.1972
7.) 10.11.1964 – 31.12.1973 Hambach Heinrich (1079) Partei: SPD *10.08.1917 +11.02.1994
8.) 01.01.1974 – 13.07.2004 Mischo Hermann (2074) Partei: CDU *18.03.1927 +31.05.2011
9.) 14.07.2004 – 07.07.2009 Hambach Heinz (1079) Partei: SPD *06.01.1946
10.) 08.07.2009 – heute- Schaar Lydia Partei: CDU *28.12.1956
OFB Nr. = Ortsfamilienbuch des Heimatverein Oberwürzbach
Verfasser: HJ-Meyes 01.01.2020 Stand: 01.2020