23.06.2021

Eine Glasmacherfamilie aus Seelbach

Es ist eine Geschichte aus dem Familienalbum unseres Lesers Rigobert

Rummler. Bei der Lektüre des Artikels über die Lautzentalglashütte in unserer Ausgabe Nr. 38 kamen die Erinnerungen. Denn die Wurzeln des Welten­­­bumm­lers, der als leidenschaftlicher Jäger Südafrika kennt, „wie seine Westen­tasche“ und Schweden, wo er Haus und Hof besitzt seine „neue Heimat“ nennt, liegen in einer saarländischen Glasmacherfamilie. Urgroßvater Franz, Großvater Thomas und Vater Ruprecht Rummler sowie sein Onkel Willi waren allesamt Glasmacher, genau genommen, Glasschneider und Sortierer. Franz Rummler arbeitete auf der Mariannenthaler-Hütte, alle anderen waren auf der Laut­zen­talglashütte beschäftigt.

„Eigentlich wollte mein Vater ja zur Polizei gehen und hatte sogar schon eine Zusage. Doch dann sagte mein Großvater: – Ich gehn off die Glashitt, dei Bruder geht off die Glashitt unn Du geschd ah basta! –„, erzählt der passionierte Weidmann Rigobert Rummler (18 Jahre, bis 2002 war er Kreisjägermeister im Saarpfalzkreis) und pensionierte Industrie- und Speditionskaufmann (bei Otto Weigand & Sohn, St. Ingbert).

„Meine Eltern zogen dann 1933, nach der Schließung der Lautzentalglashütte nach Gelsen­kirchen-Rotthausen, wo mein Vater, mein Onkel Willi und mein Großvater so­fort Ar­beit bei der dortigen großen DELOG-Glashütte fanden.

Meine Oma war in Seel­bach geblieben, weil sie dort Land hatten und Vieh.

Am Abend brachte mein Vater manchmal seinen Glasschneider mit nach Hause, in den er einen neuen Diamanten einlötete. Er verdiente viel Geld und wir hatten bald ein eige­nes Haus.“

Dann kam der Krieg. Ruprecht Rummler wurde eingezogen, sein neues Haus in Gelsenkirchen brannte unter Bombenbeschuss ab. Seine Ehefrau Magdalena Rummler schnapp­te ihre drei kleinen Buben und kam zurück ins Saarland, wo sie in Ballweiler von ihrer Mutter aufgenommen wurde. Der Glasmacher Ruprecht Rum­mler kehrte nicht mehr aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Er fiel in Frank­reich.

    Text: Norbert + Ulla Wiese in ingoBerta

“ St. Ingberter Blätter",

  Ausgabe 39, Winter 2008   ©  wiese

Das große Foto zeigt einen Teil der gutgelaunten Belegschaft der Lautzentalglashütte im Jahr 1928. Der Mann links mimt Charly Chaplin nach. Zwei der Arbeiter tragen Leder­gurte über den  Schultern, mit denen sie die Glasscheiben transportierten. Einige der Glasmacher tragen noch die Lederarmbänder, die sie bei der gefährlichen Arbeit  zum Schutz der Pulsadern trugen. Der Glasschneider Ruprecht Rummler sitzt links unten.

Foto: privat