20.01.2021

 ingoBerta 2008: "Schafzucht in Reichenbrunn"

„Früher gab es fast bei jedem Reichenbrunner Haus Hühner und Tauben“, Gerhard Linz erinnert sich an die Zeit seiner Kindheit. Damals hielt so mancher nebenbei auch Schweine und es gab einen „Wutzehändler“, der durch die Dörfer zog; mehrmals im Jahr, um dort seine Ferkel zu verkaufen. Er weiß auch noch, dass im Winter geschlachtet wurde, weil man dann mit der Kühlung keine Probleme hatte in jener Zeit, als Kühlschränke noch eine Seltenheit waren und die Kühe und Geißen zum Decken weggeführt wurden.

Von frühester Kindheit an war der 1949 geborene Reichenbrunner – Nachkömmling des „Ureinwohners“ Arnold Abel – mit der Tierhaltung vertraut. Weil er so gut Bescheid wusste, wurde er schon im Alter von neun, zehn Jahren von dem St.Ingberter Augenarzt Dr. Deuchler angeworben;

er sollte ihn bei seiner kleinen Schafzucht im Kurzen Tal in Reichenbrunn  unterstützen.

Nachdem er sich dort eine Bienenzucht aufgebaut hatte, schaffte sich Dr. Deuchler zur Pflege des Grundstücks Schafe an. Und mit dem Jungen hatte er den richtigen Helfer gefunden, denn es machte Gerhard Linz großen Spaß, die kleine Heidschnucken-Herde zu betreuen, wenn der Besitzer nicht da war. Morgens noch vor der Schule führte er sie aus dem Stall auf die Weide und zweimal im Jahr schor er die Tiere.

In dieser Zeit erlebte er ein paar Dinge, an die er sich heute noch gerne erinnert. „Einmal wurde ein Bock mit dem Zug angeliefert und wir haben ihn mit einem alten Peugeot, einem Zweisitzer am Bahnhof abgeholt. Ich habe versucht, ihn festzuhalten so gut es ging, doch kurz vor unserem Ziel, ist er aufgesprungen und wir sind in der Wiese gelandet“. Eine weitere Geschichte hat sich in sein Gedächtnis eingegraben: „Eines Tages kamen zwei Heidschnucken auf dem Güterbahnhof an, die sich dort alsbald selbständig machten, um die Büros der Bahnbeamten zu durchstöbern.“

Diese Zeit ist lange vorbei und die Schafherde im Kurzen Tal gehört seit mehr als zehn Jahren der Vergangenheit an. Schon viele Jahre zuvor hatte Gerhard Linz bei den Deuchlers aufgehört, doch die Liebe zu den Tieren ist ihm geblieben. Er hielt sich Tauben, Hasen, Truthähne, Enten,  Meerschweinchen, Ziegen und sogar eine Kuh. „Die Bless“ war die letzte Kuh von Reichenbrunn. 

 

Seit einigen Jahren versorgt Linz in seiner Freizeit eine ganze Schafherde mit 10 bis 12 Muttertieren und er hält sich 14 Hühner. Vor mehr als zwanzig Jahren hat er das schöne Hühnerhaus in der Hochscheidstraße gebaut, dort, wo gerade in diesem Jahr Hühner und Hahn für Aufregung sorgten. Der Hahn, weil er jung war und öfter krähte als üblich und die Hühner, weil sie über längere Zeit partout keine Eier legen wollten.

 

Mit der Schafzucht hat Linz da weniger Probleme. Mit drei Schafen, gekreuzten Heidschnucken, hat er im Jahr 1988 angefangen. Doch im Laufe der Jahre wurden die Heidschnucken durch ostpreußische Skudden ersetzt, weil die geeignet sind für Feuchtgebiete, für saure Wiesen, die andere Tiere nicht mögen. „Diese erhaltenswerte Rasse eignet sich hervorragend zur Landschaftspflege, da sie keinen starken Tritt haben und dadurch keine Bodenschäden verursachen“, erklärt er. Die Herde wurde größer und umfasste zeitweise bis zu 20 Muttertiere. „Die Zahl der Tiere wird nach der Größe des Grundstücks bemessen“, weiß der Tierfreund, der seine Schafe aber bewusst nicht handzahm hält.

Gerhard Linz züchtet in Reichenbrunn "Skudden". Bei dieser robusten Sorte sind nur die Böcke behörnt.         (foto: quack)

Den Sommer verbringen sie auf den Weiden, die alle sechs Wochen gewechselt werden – in einer Saison werden insgesamt an die drei Hektar beweidet. Und im Winter können sie von ihrer Weide nahe der Lourdesgrotte in den Stall, der ihnen zur freien Verfügung steht. Wie bei den Hühnern liegt dem Reichenbrunner auch bei seinen Schafen die Zucht auf Rassereinheit am Herzen, denn er geht mit seinen Tieren auch auf Ausstellungen. „Durchschnittlich wird ein Schaf etwa zehn Jahre alt“, erzählt er und freut sich, dass sein ältestes Tier mittlerweile 15 Lenze zählt.

Ausfälle hat er so gut wie keine, die Jungen kommen kräftig und gesund auf die Welt und die Hälfte sind Zwillinge – „Wir hatten auch schon Drillinge, doch das ist selten“. Noch immer schert er die Schafe selbst und gibt die Wolle zur weiteren Verwendung ins Haus Sonne, dem heilpädagogischen Kinderheim in Walsheim.   

 

Bericht Dr. Brigitte Quack in "ingoBerta, St. Ingberter Blätter",

Ausgabe 39, Winter 2008.     © U. + N. Wiese

 

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